Romans 16

Text: Römer 16,1-16 Eine Erklärung oder vielmehr kräftige Erweisung von unserem Glaubens =Artikel: ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, in welchem nahen Herzen =Anteil sich der Apostel selbst antreffen läßt, und in welche teilnehmende Liebe er auch Andere zu verbinden sucht. Diese vielen Namen sollen uns in diesem apostolischen Brief nicht unnützlich vorkommen. Hat sie doch GOtt gewürdigt, in sein Buch zu schreiben (Phil. 4, 3), warum sollten sie nicht auch hier Platz haben? Mit der Freude im Himmel widerlegt der Heiland dort der Pharisäer Murren. Und mit diesem, hier nach des Heilands treuen Hirten = Sinn eingerichteten namentlichen Verzeichnis seiner Schafe sollen auch wir unser ungläubiges, liebloses, auf den Nächsten unbedachtsames, auf die niedrigen Wege im Reich GOttes unverständiges Wesen brechen, und uns in dem weichen, auf alle gliedliche Handreichung begierigen, demütigen Liebes = Sinn schmelzen lassen, der unseren Vorgängern so wohl bekommen ist. O hätte man so fortgemacht in der Kirchengeschichte, und das reich GOttes in der Kraft auch so in einzelnen Gläubigen erkannt, und zum gesegneten Angedenken aufbehalten! Hätte man nicht in folgenden Zeiten, sonderlich von Rom aus, so viel bösen Unterschied gemacht, so viel Ansehen der Person gespielt, und zuerst den gesamten Lehrstand, und endlich aus demselben ein einiges Haupt so hoch erhoben, daß darüber der Gnade in den übrigen Gliedern und ihres Geschäfts vergessen wurde, so richteten sich die Namen in der Kirchengeschichte auch mehr nach den im Himmel angeschriebenen Namen. Auch die Empfehlungs = Schreiben, dergleichen hier Paulus etwas für die bewährte Phöbe einfließen läßt, haben über dem nachmaligen Mißbrauch viel von ihrem Zutrauen verloren. Doch kann man nicht im Unmut Alles wegwerfen, sondern muß sich auch unter diese Kirchen = Not beugen. Dergleichen bewährte Frauens =Personen konnten bei Kranken ihres Geschlechts und auch bei Taufen der Erwachsenen und solcherlei Vorfällen manchen Dienst tun, wenn sie schon nicht öffentlich zu lehren hatten. Solcher Dienst war nun damals nicht eben mit einer Besoldung verknüpft, sondern erforderte vielmehr oft Aufwand vom eigenen vermögen bei der Aufnahme dürftiger oder reisender Personen. Dergleichen Wohltaten der Phöbe waren nun nicht eben auf die in Rom sich jetzt aufhaltenden Christen geflossen. Aber nach der Gemeinschaft der heiligen sollten sie sich doch eine Freude daraus machen, dafür einige Wiedervergeltung tun zu können. Der Umgang der Gläubigen mit einander hat seine eigenen Geziemlichkeiten, und durch dieselben auch seine Verwahrung, sonderlich bei dem Unterschied des Geschlechts. Wie denn auch Paulus unter den hier überschriebenen Grüßen nicht nur Lieb übt, sondern auch unterschiedene Leutseligkeit, oder schickliche Art sich zu äußern, Dankbarkeit und Achtung beweist, auch Manches gute Exempel dadurch im Angedenken erhält. Die Schrift verschweigt nicht, was ein Jeder im Dienst des HErrn getan und erlitten hat: sie lobt aber auch Keinen so, daß es zur Erhebung Anlaß geben könnte; sondern wendet immer wieder Alles auf unseren Beruf in die Gnade Christi, aus welchem auch Alles erwächst. Wenn es heißt: die Gemeinde in ihrem Haus; so ist das zwar nach Beschaffenheit der damaligen Zeit geredet, da sich die Christen mit ihren Versammlungen in Häuser verteilen mußten. Aber noch jetzt kann und muß dem Christentum in Häusern vorgearbeitet und fortgeholfen werden. - Erstlinge und Andere, die vor ihm in Christo gewesen seien, zeichnet der Apostel auch aus; wie er den auch sonst sich selbst erniedrigt hat mit dem Angedenken, was er für ein Spätling, ja unzeitige Geburt sei. Der Rufus mag vermutlich des Simon von Kyrene sein Sohn gewesen sein, der dem HErrn sein Kreuz nach Golgatha nachtrug. Bei so vielen mit Namen Genannten mußten es sich doch auch die übrigen Heiligen gefallen lassen, daß ihrer nicht namentlich gedacht wurde, sondern sie unter dem allgemeinen Namen der heiligen zusammengefaßt wurden. In der Gemeinschaft der Heiligen soll man sich freilich nicht weigern, sich zum Niedrigsten herabzuhalten, und ohne Ansehen der Person an Jedem das schätzen, was Christus ihm gegeben hat. Aber Jeder muß sich auch des Anderen Lieb unwert achten können, mithin nicht anmaßlich zu viel verlangen, nicht zu scharf auf die Gleichheit in Allem sehen; sondern auch wo er meinte übergangen worden zu sein, es in das menschliche Unvermögen zu rechnen, daß es nicht überall so treffen kann, und nicht eben eine nachteilige Sache herausgrübeln. Text: Römer 16,17-24 Nach dem lieblichen Geruch von der Gemeinschaft der Heiligen findet der Apostel noch nötig, eine Warnung und Ermahnung hinzuzutun, woraus man sieht, daß man sich auch bei der Gemeinschaft der Heiligen nicht auf lauter Ergötzen an einander, sondern auch auf Not und Verwarnung und Verwahrung gefaßt machen muß. Die ganze Ermahnung geht darauf, daß man neben der eigenen Redlichkeit auch weise Vorsicht gebrauche, damit man von Andern nicht Schaden nehme. Man richtet Zertrennung an, wenn man das Gute nicht schicklich, sondern aus eigenen Absichten und mit fleischlichen Waffen verteidigt, mit welchen die Anderen nicht anstehen können. Man richtet Ärgernis an, wenn man wirkliches Böses und Falsches einführen, und daneben die Lehren zwar stehen lassen will, aber doch das Herz sonst verteilt und den Glauben schwächt. Dabei soll dann Keiner so verwegen sein und denken: ich kann mich wohl einlassen, ich werde nicht zu weit gehen. Die Weisheit von oben ist auf das Erste keusch, und Keuschheit läßt uns nicht überall anbeißen, und unseren Vorwitz büßen. Sondern sie lehrt uns für die einmal erkannte und erfahrene Kraft der Wahrheit danken, und vom Übrigen weichen. Es ist nichts Bedenklicheres, als wenn man statt eines gründlichen und ruhigen Beweises viel vom Nutzen und der großen Hoffnung spricht, was dergleichen Einsichten austragen werden. Da kann es auf süße Worte und prächtige Reden hinauslaufen. Damit unschuldige Herzen, die es für sich redlich meinen, aber bei Anderen nichts Böses vermuten, zu ernstlicherem Bedacht angehalten werden, wird der Schafs =Pelz solcher Verführer so oft aufgedeckt. Das hält der Satan für einen großen Vorteil, wenn er unschuldige Herzen so in ein Gemenge hinein ziehen kann, denn diese müssen der ganzen Sache hernach bei anderen Unvorsichtigen weiteren Glauben verschaffen. - Ja läßt dann aber GOtt unschuldige Herzen verführt werden? Über der Trägheit, womit man die Prüfung ausschlägt, und es Anderen verargt, welche dazu Anleitung geben wollen; über der Bequemlichkeit, da man nur gern bald fertig sein will, kann man in Vieles hinein kommen. Bei dem jetzigen angemaßten Charakter der Weitherzigkeit, bei dem unsicheren, zweideutigen Grundsatz der Unparteilichkeit und Toleranz kann man sich mit Vielem einlassen, mit dem man unvermengt bleiben könnte. Selbst die sonst gute Qualität des Gehorsams kann der Feind mißbrauchen; wenn man nicht auch Prüfungs = Weisheit anwendet, aus Liebe zu dem, was man von Anfang gehört hat. Der GOtt des wahren, nicht des einschläfernden Friedens muß das Beste tun, und tut es oft in Kurzem, wenn man nur ein wenig Geduld haben kann, und nicht zu schnell mit seinem Beifall zufährt, sondern GOttes Ausschlag abwartet. Die bewahrende, die vollendende Gnade wünscht der Apostel dazu an. Text: Römer 16,25-27 Es ist, wie wenn der Apostel nicht aufhören könnte; darum geht ihm sein Herz in einem nochmaligen herrlichen Lobspruch über. An die Römer gesandt von Korinth durch Phöbe, die am Dienst war der Gemeinde zu Kenchrea. Auch wenn die Apostel haben aufwecken, und die Gefahr groß machen wollen, haben sie doch immer wohl vor dem Gesicht habt, daß es nicht sowohl aufs Schwernehmen, als auf das Vertrauen durch Christum zu GOtt ankomme. Die Unbeständigkeit des Gemüts, das so wenig vertrauen zu GOtt hat, tut uns unter allen Versuchungen am meisten Schaden. Dem muß man also mit solchen mutigen Zusprüchen auf die stärkende Gnade entgegen gehen. Das Evangelium zeigt, daß GOtt an Ausführung unserer Seligkeit die nämliche Kraft wenden wolle, die in Christo bei seiner Auferstehung von den Toten gewirkt hat. Im Evangelium ist nun auch die Erfüllung der prophetischen Schriften gezeigt, und man hat nun beim Gehorsam des Glaubens, zu dem die Heiden gebracht sind, Beides beisammen, die Kraft des Evangeliums, wodurch das gewirkt wurde, und den Aufschluß der Propheten, wie lange GOtt in vorigen Zeiten die Welt zum Glauben an dies Licht vorbereitet habe. Dem einigen GOtt sind alle seine Werke von der Welt her bewußt, und Er läßt sich nun auch nimmer von seinem Vorsatz abtreiben, den Er auch zu den schwersten Zeiten zu behaupten vermag. Als der Alleinweise weiß Er es auch in der Aufrichtung und Förderung seiner Kirche über alle menschliche Weisheit hinaus wohl zu machen. Er will auch mit Hangen an Ihm allein, unter Verleugnung aller eigenen Weisheit, allein geehrt sein, als Der, der aus dem, was die Menschen töricht dünkt, den größten Erweis seiner Weisheit herausbringen, und sein Evangelium zum Schlüssel aller seiner übrigen Werke brauchen will. Jeder gläubige Leser und Hörer dieser Epistel sage: Amen! Nach der Epistel an die Römer GOttes Wahrheit in seinem Gewissen nicht in Ungerechtigkeit aufzuhalten, sondern gegen allen jetzt schon offenbaren, und künftig noch zu besorgenden Zorn GOttes seine Zuflucht zu der im Evangelium geoffenbarten rettenden Gerechtigkeit GOttes nehmen, und bei derselben Heil, Leben und Hoffnung der Herrlichkeit suchen, und ihre sich dazu gesetzten Zeiten und Mittel und Wege auswarten, da heißt: GOtt Ehre geben, und zur ganzen Epistel Amen sagen.
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